Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.
Niedersachsen
13.8.20

Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher.

Deutschland muss zu einem pragmatischen Umgang mit dem Wolf kommen.

Ja, der Wolf gehört zu den schützenswerten Tierarten. Seine Wiederansiedlung zeugt von einem erfolgreichen Naturschutz. Doch bei aller Freude über die Rückkehr des Wolfes und allen nötigen Schutzbemühungen, müssen wir endlich zu einem pragmatischen Umgang mit dem Beutegreifer Wolf kommen. Denn auf der anderen Seite stehen unsere Weidetiere - und auch die haben unseren Schutz verdient.

Deswegen müssen wir uns mit der Frage auseinandersetzen, wie viel Wolf können wir uns zumuten? Denn zum dauerhaften Schutz des Tieres ist die Akzeptanz in der Bevölkerung wichtig. Derzeit genießt der Schutz des Wolfes ein hohes Ansehen bis hin zu einer nahezu romantisierten Betrachtungsweise. Doch die jüngsten Rissen von jungen Rindern und sogar Ponys zeigen, dass diese Stimmung schnell kippen kann. Daher müssen wir Weidetiere und Bevölkerung wirksam schützen können. Und dazu gehört eben auch die unbürokratische und schnelle Entnahme einzelner oder auch mehrerer Tiere, sollten diese sich in Gegenden angesiedelt haben, in denen es zu häufigen Überschneidung der Lebensräume kommt oder ein wirkungsvoller Herdenschutz nicht möglich ist, wie z. B. dem Deichland.

Ich halte nichts von einer generellen Ablehnung großer Raubtiere. Die Erfahrungen mit der Wiederansiedlung des Luchses zeigen doch, wie erfolgreich und unproblematisch so etwas ablaufen kann. Zwischen Wolf und Luchs gibt es allerdings einen gravierenden Unterschied, denn viele vermeintliche Tierschützer vergessen: Der Wolf ist ein Kulturfolger. Es liegt also in der Natur der Sache, dass problematische Begegnungen und fortwährende Risse immer öfter erfolgen.

Öfter vor allem, weil sich die Population in Deutschland mehr als nur erholt hat. Und hier scheiden sich die Geister. In den Richtlinien wird von einem "günstigen Erhaltungszustand" gesprochen. Unserer Auffassung nach ist dieser günstige Erhaltungszustand erreicht, da die mitteleuropäische Flachlandpopulation des Wolfes durch Migration aus der osteuropäischen Wolfspoluation entstanden ist und diese beiden Populationen durch genetischen Austausch untereinander verbunden sind. Diese Erkenntnis resultiert aus wissenschaftlichen Studien, die auch der Kommission bekannt sind.

Die Anfrage an die Kommission finden Sie hier: https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/E-9-2020-002239_DE.pdf

Die eiserne Festlegung auf Zahlen innerhalb der Staaten halte ich dabei für fatal. Denn ein Gesamtwert für Deutschland ist eben auch nur ein Mittelwert. Dieser sagt nichts über die lokalen Probleme aus, die Auftreten können, wenn vor Ort die Zahlen steigen. Der Wolf interessiert sich nicht für Ländergrenzen oder Mittelwerte. Er lässt sich dort nieder, wo es für ihn günstige Lebensumstände gibt. Und dazu gehören natürlich auch eine Vielzahl an einfach zu jagenden Beutetieren, sprich unsere Weidetiere. Deswegen muss unser Augenmerk bei der Einschätzung des Umgangs mit dem Wolf auf die örtlichen Gegebenheiten und natürlich die Anzahl der negativen Begegnungen mit dem Wolf gelegt werden. Das meine ich, wenn ich von einem pragmatischen Umgang mit dem Wolf spreche. Denn es kann nicht Sinn unserer Schutzbemühungen sein, dass der Wolf künftig unbeirrt durch unsere Kulturlandschaft streift, während unsere Weidetiere in Ställen weggesperrt werden müssen, weil ein sinnvoller Schutz nicht möglich ist.

Auf meine Nachfrage hat die Kommission mitgeteilt, dass nun Leitlinien ausgearbeitet werden, die es den Mitgliedsstaaten ermöglichen, individueller auf das Wolfsgeschehen reagieren zu können.

Die Antwort der Kommission finden Sie hier: https://www.europarl.europa.eu/doceo/document/E-9-2020-002239-ASW_DE.pdf

Ich bin meinen Kollegen Hermann Grupe in der niedersächsischen Landtagsfraktion und Gero Hocker in der Bundestagsfraktion dankbar für ihren unermüdlichen Einsatz in Sachen Wolf. Damit sowohl in Niedersachsen als auch in Deutschland die Brüsseler Vorgaben im Sinne der Weidetierhalter und der Bevölkerung umgesetzt werden. Viel zu oft haben wir erlebt, dass die Bundesregierung und die Landesregierung in Niedersachsen weit über das Ziel hinausgeschossen sind, mit dem Ergebnis, dass sich Weidetierhaltung bald nicht mehr lohnt.

Gemeinsam setzen wir uns auf allen Ebenen weiterhin dafür ein, dass ein Nebeneinander mit dem Wolf möglich und erträglich ist. Im Sinne unserer Weidetiere und auch im Sinne des Wolfes.


Teilen Sie diesen Artikel